
Alles auf Neu.
Forever in Love with Zytanien
Don’t get us wrong – wir lieben Zytanien. Wer mal dort war, weiß wie schön und verwunschen und besonders dieser Ort und seine Menschen sind. Und trotzdem war der Ort in den letzten Jahren auch verbunden mit Herausforderungen: mit schwierigen Genehmigungsprozessen und einem riesigen Gelände, das wir als zuletzt eher kleines Festival kaum richtig bespielen konnten. Und trotzdem: Der Fuchsbau wäre nicht, was er heute ist, hätten wir nicht so viel Zeit in Zytanien verbracht. Und vielleicht wäre Zytanien auch nicht das, was es heute ist, wäre der Fuchsbau nicht zehn Jahre zu Gast gewesen.
Wir schauen also zurück, ein bisschen wehmütig aber vor allem voller Freude auf die vielen Glücksmomente, die Momente, an denen wir gewachsen sind, die Momente, die wir mit all den tollen Menschen in Zytanien verbringen durften. Wir schauen zurück auf atemberaubende Festivals, Kunstausstellungen, Aufbauwochen, Badepausen am See, Teamtreffen, Lagerfeuer, Aftershowparties, Sektpyramiden, Künstler*innen-Residenzen und Hochzeiten (!). Wir schauen zurück und wissen: wir kommen wieder, denn wir können gar nicht anders – als Gäst*innen, als Besucher*innen, als Freund*innen und vielleicht irgendwann auch wieder als Veranstalter*innen. Bis dahin schnüren wir unsere Erinnerungen in ein Päckchen, stecken sie sicher verwahrt in unseren Rucksack und nehmen die nächste S-Bahn in Richtung Hannover – Nordstadt Bahnhof.
Neue Orte, neue Allianzen
Vom Nordstadt Bahnhof Richtung Osten tragen uns unsere Füße am Lidl vorbei in die Hüttenstraße. Wait, Hüttenstraße? Klingelt da was? 2018 waren wir hier schon einmal zu Gast. Im heutigen Gleis D haben wir ein kleines Programm im Rahmen der Hyperkultur Konferenz auf die Beine gestellt. Irgendwie fühlt sich dieser Ort also bekannt an, auch wenn seitdem viel passiert ist: Mit der Initiative Hüttenstraße hat sich ein neuer soziokultureller Verein gegründet, der in einer großen Lagerhalle viele verschiedene Initiativen aus Kultur und Aktivismus vereint. Die Straße weiter runter hat der Skateverein Gleis D gleich zwei Lagerhallen mit Rampen bestückt, die von seinen fast 1000 Mitgliedern ständig befahren werden. Aktuell noch durch einen Zaun abgesperrt, sieht man durch ein paar Baumkronen hinweg das MusikZentrum Hannover – Konzertstätte, Musikstudio und seit diesem Jahr und Dank dem jungen Kollektiv Lorem Ipsum auch (wieder) Technoclub. Dies sind sie also, unsere neuen Nachbar*innen, unser Partner*innen, unsere Co-Veranstalter*innen, denn ja, hier ist der Ort, an dem das Fuchsbau Festival im September 2025 stattfinden darf.
Neuanfang, aber let’s do it Fuchsbau-Style
Warum gerade hier? To be honest: Wie viele ehrenamtlich organisierte Festivals haben auch wir Herausforderungen, die Arbeit, die ein Festival mit sich bringt, zu stemmen – unser Team befindet sich im Umbruch, es ist immer zu klein und das Geld ist immer zu knapp. Und doch haben wir große Lust, dieses Projekt, den Fuchsbau, weiter zu tragen. Als eine Hand voll Menschen, die zwei Jahre zuvor bereits ein innerstädtisches Festival organisiert hatten und nun teilweise in der Initiative Hüttenstraße aktiv sind, uns fragten, ob wir nicht gemeinsam den Fuchsbau in die Stadt bringen wollen, sagten wir kurzerhand “ja, wir wollen”. Weitere Partnerschaften wurden geschmiedet, Mietverträge abgeschlossen und nun stehen wir hier – vor einer großen Brachfläche mitten zwischen Vahrenwald und der Nordstadt und dürfen hier ein innerstädtisches Festivalkonzept erproben. Und auch wenn dies ein Neuanfang ist – es bleibt auch einiges gleich: Es bleibt unsere über Jahre angeeignete experimentelle künstlerische Haltung, die sich durch ein jährlich gesetzes Schwerpunktthema und ein interdisziplinäres Programm zwischen Eskapismus und Diskurs auszeichnet. Es bleibt ebenso der Anspruch, insbesondere marginalisierte Perspektiven von Flinta*, queeren und BIPoC Personen zu zeigen, das Festival zum safer space zu kreieren und den weiß-cis-männlich dominierten Kulturbetrieb zu hinterfragen. Und es bleibt die Hoffnung, to “build[ing] a future out of the little things that are already there” (@messy_norman auf Instagram über das Fuchsbau Festival 2024).
Es ist ein Experiment. Seid ihr dabei?
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Foto: Can Wagner