Spatime ist das digitale Grand Final unserer Auseinandersetzung mit der Wellnessindustrie. Im Rahmen dieses digitalen Projektes, das über das Jahr 2021 hinaus im Internet verfügbar sein wird, lassen wir die Menschen, welche die Industrie am besten kennen, zu Wort kommen: Menschen, die in der Wellnessindustrie arbeiten. Fünf von ihnen fragten wir, was der Begriff “Wellness”  für sie persönlich bedeutet; was sie selbst tun, um es sich gut gehen zu lassen; und nehmen Bezug auf die Stadt Hannover und ihr Potential als Wohlfühlort.

So entstanden Räume für neue Definitionen von Wellness, für spezifische, persönliche Anekdoten von Alltagsexpert:innen und Anregungen zur politischen Veränderung.

Spatime ist das digitale Grand Final unserer Auseinandersetzung mit der Wellnessindustrie. Im Rahmen dieses digitalen Projektes, das über das Jahr 2021 hinaus im Internet verfügbar sein wird, lassen wir die Menschen, welche die Industrie am besten kennen, zu Wort kommen: Menschen, die in der Wellnessindustrie arbeiten. Fünf von ihnen fragten wir, was der Begriff “Wellness”  für sie persönlich bedeutet; was sie selbst tun, um es sich gut gehen zu lassen; und nehmen Bezug auf die Stadt Hannover und ihr Potential als Wohlfühlort.

So entstanden Räume für neue Definitionen von Wellness, für spezifische, persönliche Anekdoten von Alltagsexpert:innen und Anregungen zur politischen Veränderung.

Im Jahr 2021 haben wir vom Fuchsbau e.V. ein für uns neuartiges Format gewagt: Eine über mehrere Monate dauernde Veranstaltungsreihe. Unter dem Titel “spacore” wurden Arbeitsbedingungen, Identitätspolitik und Ästhetik im Wellness-Bereich hinterfragt. In kleinen aber feinen Runden bespielten wir von Sommer bis Herbst 2021 Straßen, Clubs und Barockpaläste. In Workshops, Kunstausstellungen, Performances, Konzerten und Diskussionsrunden ging es um unser eigenes Wohlbefinden, die gesellschaftliche Maxime, die hinter der Wellness-Industrie steht und die Frage, wie wir die Konzepte der Wohlbefindens-Maschine für politische Veränderung nutzen können.
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"Menschen sind nicht so offen dafür, auch mal über Schattenseiten von Wellness zu reden."

So über die Schattenseiten, aber auch die sozialen und kulturellen Aspekte des Yoga sprechen wir mit unserer ersten Interviewpartnerin. Denn: “Wir im Westen kennen Yoga ja am meisten mit irgendwelchen funky Körperverrenkungen und schweißtreibenden Yogaklassen, aber das ist einfach viel mehr!” Ihr fehlt oftmals die Selbstkritik in der Wellnessindustrie und Yoga-Community. Viel öfter müssten Fragen diskutiert werden, wie “Woran bediene ich mich denn eigentlich? Bediene ich mich eigentlich an fremden Kulturen und wie kann ich von einer Aneignung zu einer Wertschätzung gehen?” Die Teilzeit-Yoga-Lehrerin und gelernte Thai-Masseurin sieht die Wellnessindustrie entsprechend zweischneidig: super wichtig, und doch auch “oberflächlich, super geldgierig und wenig selbstkritisch und wenig kritikfähig.”

“Wellness ist hierzulande ein Luxus.”

“Ich würde gerne mehr schöne Orte im Stadtbild kreieren. (...) Parks, offene Plätze (...) Mein Gefühl ist, wenig Orte hier sind wirklich schön.”, sagt unsere zweite Interviewpartnerin. Einen solch schönen Ort mitten in Linden hat sie möglicherweise selbst geschaffen - ein Ort, an den Menschen, die massiert werden wollen, mit Menschen zusammenkommen, die massieren wollen. Das Gefühl von “Wellness” ist dabei eines, das in beide Richtungen geht: “Die meisten Massagen gehen eine bis anderthalb Stunden und danach fühle ich mich selber oft genauso tiefenentspannt wie die andere Person.” Die Massage ist so für alle Beteiligten ein Rückzugsraum, der insbesondere im hektischen Stadtleben Freiraum zum Luft holen und Entspannen gibt.

"Ich habe die Vision (...) unter fairerer Bezahlung diesen Beruf zu re-kreieren.”

Seit einigen Jahren arbeitet unsere dritte Interviewpartnerin selbstständig in Linden. Befreit von den Vorgaben anderer entwickelte sie ihren eigenen Stil der ganzheitlichen Physiotherapie. “Ich gucke einfach: [...] Welchen Zugang kann ich wirklich der einzelnen Person schenken, damit sie einen zugang zu sich selbst bekommt und sich wohl fühlt in Körper, Geist, Seele.” Trotz (oder gerade wegen) ihrer Skepsis gegenüber Konventionen und Oberflächlichkeiten innerhalb der Branche hat sie aber große, durchaus politische Ziele: “Ich habe die Vision, die Physiotherapie zu revolutionieren und einfach ein übersichtliches, transparentes, faires Konzept und eine Lobby zu entwickeln, die einfach wieder Bock macht auf den Beruf und Bock macht wirklich unter fairerer Bezahlung diesen Beruf zu re-kreieren.”

"Ich arbeite sehr viel und dann habe ich zu wenig Zeit für meine Freizeit."

Unser vierter Interviewpartner hat bereits mit 13 Jahren angefangen seinem Bruder die Haare zu schneiden. Nun ist er ausgebildeter Friseur in der Südstadt und obwohl ihm sein Job große Freude bereitet, würde er gerne weniger arbeiten - doch das ist schwierig: “Wenn ich zu wenig arbeite, [...] kann ich mir auch nicht alles leisten, was ich in meiner Freizeit mache, deshalb arbeite ich sehr viel und dann habe zu wenig Zeit für meine Freizeit.” Immerhin, auch an stressigen Tagen, unterstützt sich das Team des Friseursalons gegenseitig: “Manchmal, [...] in meiner Pause, lass ich mir von einem Kollegen eine Kopfmassage machen um runterzukommen, um danach weiterzuarbeiten.”
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“Wellness bedeutet Wohlfühlen für mich, sich um sich selber kümmern, sich entspannen.”

Seit knapp einem Jahr ist unsere erste Interviewpartnerin Inhaberin eines Kosmetikstudios in der List. Als staatlich geprüfte Kosmetikerin hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht: [Mir macht es am meisten Freude, dass] ich anderen eine Freude machen kann.(...) Z.B. mit Make-Up. Ich liebe es, mich künstlerisch auszudrücken und wenn das anderen eine Freude machen kann, macht mir das noch mehr Freude.” Sie selbst nimmt sich aber “zu selten eigentlich - vielleicht einmal im Monat” Zeit für ihre eigene Entspannung. “Bei anderen mache ich alles viel ordentlicher, als bei mir selbst. Bei mir selbst mache ich immer “schnell-schnell-schnell”, bei Kunden lasse ich mir richtig schön Zeit.”
Anmerkungen zur Methodik: Die Interviews wurden von zwei verschiedenen Personen zwischen Frühling und Herbst 2021 geführt. Die Interviewten wurden durch einfache Internet-Recherche zu verschiedenen Dienstleistungsunternehmen, die unter den Begriff “Wellness” fallen und in Hannover ansässig sind, angefragt. Alle Interviews wurden anhand eines Leitfadens geführt und aufgenommen. Im Anschluss wurden sie vom Fuchsbau-Team zu passenden Snippets zusammengeschnitten und aussagekräftige Zitate zusätzlich verschriftlicht. Die Interviewten erhielten eine Aufwandsentschädigung von 50,00€. Die Reihenfolge der Interviews, wie sie auf dieser Website zu finden ist, ist willkürlich gewählt und irrelevant für die Aussagekraft des Projektes.
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
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